"peep peep peep" sagt es, nachdem seine Schenkerin gerade verschwunden ist. Ich blicke fragend zurück. "ich bin ein Wanderrelationsheep." - achso. Es reimt fröhlich weiter: "ist dein Kummer vorbei gib mich wieder frei. Damit ich auch andere trösten kann, jeder kommt mal dran!" Langsam beginne ich zu verstehen. Ein Säckchen trägt es um seinen weichen Hals, in das es eine große Sorge aufnehmen kann. "Nur zu" nickt es mir zu. Dieses Schäfchen ist stärker als es aussieht. "Wolf im Schafspelz" huscht es mir kurz durch den Kopf, beim Blick auf das freundliche Gesicht verschwindet der Gedanke aber auch ganz schnell wieder. "Komm", sage ich, "wir gehen jetzt erst einmal ein Stück zusammen - du und ich." Es lächelt weiter. Was war das? Es klang wie ein Wolfsheulen, ich muss mich getäuscht haben. Aber sein zuversichtliches Zwinkern habe ich mir nicht eingebildet - versprochen :) Der treue Begleiter stammt wieder einmal von einem kreativen Kopf des Ermittlerteams von Galinski und Feddern. Danke!
Eine andere Stadt zu besuchen bietet zum Einen die Möglichkeit Sehenswürdigkeiten zu besichtigen. Zum Anderen aber auch sich in ein Café zu setzen und die Bewohner der Stadt zu beobachten. In der eigenen Stadt macht man das ja eher selten oder ist eben mehr in die Koffeinaufnahme oder das Gespräch vertieft als in die Umgebung des Ganzen. In der Fremde wird man aber zum stillen Beobachter, und nimmt sich zurück um die Menschen um sich herum wahrnehmen zu können. Wie sind sie hier, die Seelen von Innsbruck?
Während man den Blick schweifen lässt, bis er an einem Detail hängen bleibt, macht man sich auf die Suche nach Unterschieden zwischen ihnen und einem selbst und dem, was man kennt. Wir fangen an uns unserer selbst bewusster zu werden: dessen, was wir sind, was wir mögen und auch was wir nicht mögen. Alles ist ja relativ. Kann man annehmen, dass wir uns in der Heimatstadt einander anpassen und der Vergleich mit den Mitmenschen dadurch weniger spannend wird? Oder lassen wir uns in der Fremde einfach nur gerne unterhalten von Ungewohntem. Es ist ein bisschen wie ein Besuch in einem edlen Theater. Man nimmt sich Zeit, ist eigentlich beschäftigt und betrachtet doch interessiert links und rechts seine Mitmenschen. Der Kopf ist auf Empfang geschaltet und fühlt sich sehr wohl dabei. Am Ende des Abends kann man mit gefülltem Kopf und Herz die schicken Schuhe ausziehen und sich sehr, sehr wohl fühlen - in den altbekannten und bequemen Hauspantoffeln, die man nun umso mehr zu schätzen weiß. Endlich wieder unterwegs. Die Lungen, die vom Alltag schlaff geworden sind, werden vom Fahrtwind gefüllt und rot - vor Freude noch am Leben zu sein. Technik und Natur rauschen hinter Scheiben vorbei und Automusik macht nur hier richtig Sinn. Der Weg ist heute nicht das Ziel, aber das Ziel schon lange im Kopf. Hier entlang, dort hinauf, es brennt in den Augen wie Chili. Es fühlt sich endlich wieder an wie Leben. Er sitzt am Fenster und ruht sich aus. Es wird einer seiner ersten Flüge sein. Noch früh ist es im Jahr und in der Nacht wird es trotz des milden Winters kalt. Er hatte gehofft näher ans Licht zugelangen als nur bis zu der Scheibe, die ihn und mich nun trennen.
Kaum ist das Tageslicht weg, kehren sich die Verhältnisse um: Die, die drinnen waren und raus wollten, sind nun froh im Warmen zu sein und die, die in der Freiheit den Tag verbracht haben, wollen zum Licht. Obwohl unsere Leben so unterschiedlich sind, verstehe ich ihn. Wir sind beide Nachtwesen. Ruh dich nur aus, Nachtfalter. In der Nacht gehen die Uhren anders. Und es gibt genug Zeit zum Ruhen und und zum Wachen. Das knirschende Geräusch von frischem Schnee unter den Schuhen. Das der klickernden Steine am Kiesstrand, wenn die Welle wieder zurück ins Meer strömt. Das zufrieden singende von über dem Wasser fliegenden Schwänen. Wir sind keine Lebewesen, die sich hauptsächlich akustisch orientieren. Aber manchmal sind es besondere Geräusche, die plötzlich alle anderen Sinne aus dem Bewusstsein wehen. Ein solches entsteht, wenn die Gabelzinken die Oberfläche dieses Käsekuchens durchbrechen. Es ist als würde eine Frucht platzen und die Saftigkeit die Trommelfelle streicheln. Im Gegensatz zu Schnee, Meer und Schwänen lässt sich dieses Geräusch nach Rezept herstellen. Hier kommt es. Danke, liebe Elke, dass Du Dein Druidenrezept geteilt hast!
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